Antimikrobielle PHOTODYNAMISCHE THERAPIE

 

Einleitung

Die antimikrobielle Photodynamische Therapie (aPDT) ist ein nicht-invasives[1], schonendes, medizinisch notwendiges[4] Verfahren, bei dem pathogene Mikroorganismen (Keime) mittels eines Photosensitizers (Farbstoffs) zerstört werden - ohne gesundes Gewebe anzugreifen und ohne systemische Nebeneffekte - bei parodontalen, periimplantären, endodontischen und sonstigen oberflächlichen Entzündungen.

Im Bereich der Parodontitis-Therapie kommt die antimikrobielle Photodynamische Therapie (aPDT) zur Anwendung, wenn keine tiefen Taschen vorliegen und keine Konkremente - wäre dies der Fall, wird empfohlen, die Keime thermisch mit 1 Watt Leistung zu reduzieren, zu "dekontaminieren".

 

Wirkungsweise

Der Farbstoff bzw. Photosensitizer lagert sich aufgrund seiner hydrophilen Eigenschaften und protonierten Ladung an die negativen Ladungsträger von Lipopolysacchariden in den Membranen gramnegativer Keime an, sowie an die Peptidoglycane in den Membranen grampositiver Keime. Durch die Laserbestrahlung wird der Farbstoff zur Bildung von Sauerstoffradikalen (Singulett- / Triplett-Sauerstoff) angeregt. Dieser reaktive Sauerstoff schädigt die ungesättigten Fettsäuren in den Bakterienmembranen und deren Organellen und führt so zum Absterben der Keime. Darüber hinaus bewirkt die nicht im Farbstoff absorbierte Laserenergie mit ihrem photobiologischen Effekt eine Heilungsunterstützung - parallel zur Bakterienreduktion.[1],[2],[11]

Seit einigen Jahren wird die aPDT auch in der Zahnheilkunde erfolgreich eingesetzt, insbesondere gelten die beiden Photosensitizer Toluidinblau und Methylenblau als erfolgreich eingeführt[1],[5].

 

Laser-Bestrahlung von Toluidinblau und MEthylenblau

Mit Absorptionsmaxima von λmax = 635nm bzw. 660nm sind Toluidinblau und Methylenblau für die Anregung mit roten Lasern ideal geeignet. Verwendet man infrarotes Licht außerhalb dieses Absorptionsmaximums, ist die Absorption entsprechend geringer, so dass ein Teil der Leistung nicht zur Anregung zur Verfügung steht. Für die Wellenlänge 810nm konnte gezeigt werden, dass die Anregung des Farbstoffs gelingt, indem der Faktor Leistung so angepasst wird, dass die benötigte Energiedichte und -dosis erreicht wird. Die nicht im Farbstoff absorbierende Laserenergie trifft auf das umliegende Gewebe und schafft dort zusätzliche LLLT-Effekte, insbesondere eine Heilungsbeschleunigung.[2],[11]

 

Studienlage

Bereits seit den frühen 1990er Jahren wird intensive Grundlagenforschung über die bakteriziden Effekte der aPDT auf parodontalpathogene Mikroorganismen betrieben. Zweifelsfrei ist, dass der Wirkstoff Toluidinblau ein effektiver Photosensibilisator ist, der sowohl grampositive als auch gramnegative parodontalpathogene Keime inaktivieren kann.[8],[9],[10]

Insgesamt wird die Studienlage auch heute noch oft als "ausbaufähig", manchmal sogar als "ungenügend" beschrieben, jedoch kommt man nicht umhin, dem Verfahren eine gewisse Berechtigung einzuräumen. Die Hauptvorteile des Verfahrens liegen darin, dass es mit keinen bekannten Nebenwirkungen und nur geringen Risiken einhergeht und dass es das Problem der Resistenzen bei der Antibiotikagabe umgeht, darüber hinaus gut zu steuern ist und dass auch schwer zugängliche Bereiche therapiert werden können.[1],[5]

ORALIA konnte im Rahmen einer Studie in 2015 mit Hilfe eines 3D-Zellmigrationstests zeigen, dass auch LLLT-(Softlaser)-Effekte bei der aPDT in Kombination mit dem ora-laser d-lux eintreten. Bei dem Test wurden Fibroblasten in eine Kollagenmatrix eingebettet, "behandelt" und dabei der Einfluss der Behandlung (810nm-Bestrahlung, 810nm-Bestrahlung+aPDT und jeweils eine Kontrollgruppe) auf die Aktivität aufgezeichnet und ausgewertet. Fazit der Studiengruppe: "We conclude that LLLT as photodynamic therapy (PDT) using ora-laser d-lux 810nm promotes proliferation and maturation of human fibroblasts in vitro.", nachzulesen in der Studie.[7]

In unserer Pressemitteilung vom 17.08.2014 hatten wir berichtet, dass die "Biostimulation mit Low Level-Lasertherapie im Wellenlängenbereich von 810nm als regenerative Therapie bestätigt" worden ist. Arany et al. hatten in einem standardisierten Tierexperiment nachgewiesen, dass die Low Level-Lasertherapie im 810nm-Bereich einen Wachstumsfaktor (transforming growth factor-ß [TGF-ß]) aktiviert, der zur Generation von reaktivem Sauerstoff und damit zur Differenzierung von ortsständigen dentalen Stammzellen führt. [11]

Damit kann davon ausgegangen werden, dass die antimikrobielle photodynamische Therapie mit Diodenlasern im 810nm-Wellenlängenbereich neben der antibakteriellen Wirkung auch eine regenerative Komponente hat, die über den nunmehr bekannten "pathway", der Stimulation des transforming growth factor-ß (TGF-ß), unmittelbar auf die parodontalen (periimplantären) Stammzellen wirkt.

 

Beratung zur pHOTODYNAMISCHEn THERAPIE

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Quellenangaben

  1. Hopp/Biffar: "Photodynamische Therapien – Blau versus Grün", erschienen auf zwp-online.info am 05.02.2013
  2. "Wirkung von Softlaser-Strahlung (LLLT) auf Zellen", erschienen auf oralia.com
  3. Liebold/Raff/Wissing: "Kompendium Berechnung von Laserleistungen in der Zahnheilkunde", 2. Auflage, Asgard Verlag, 2015, ISBN: 978-3-537-65501-1, Hier erhältlich: bema-goz.de
  4. Urteil VG Stuttgart (PDF)
  5. Dr. Steffen Rieger: "Die antimikrobielle photodynamische Therapie in der Parodontologie – aktueller Wissensstand", erschienen auf zmk-aktuell.de am 07.09.2012
  6. Hopp: "Möglichkeiten der Parodontalbehandlung: Teil 5: Nachsorge und Erhaltungsbehandlungen", Dent Implantol 15 (8), 494–505 (2011)
  7. Grimm: "Low-Level Laser Therapy (LLLT) as Photo Dynamic Treatment (PDT) using ora-laser d-lux 810nm Promotes Proliferation and Differentiation of Human Oral Fibroblasts evaluated in vitro"
  8. Chan Y, Lai CH. Bactericidal effects of different laser wavelengths on periodontopathic germs in photodynamic therapy. Lasers in Medical Science 2003;18:51–55.
  9. Sarkar S, Wilson M. Lethal photosensitization of bacteria in subgingival plaque from patients with chronic periodontitis. Journal of Periodontal Research 1993;28:204–210.
  10. Wilson M, Dobson J, Sarkar S. Sensitization of periodontopathogenic bacteria to killing by light from a low-power laser. Oral Microbiology & Immunology 1993;8:182–187.
  11. Arany et al. (2014): "Photoactivation of Endogenous Latent Transforming Growth Factor-ß1 Directs Dental Stem Cell Differentiation for Regeneration", veröffentlicht in der „peer review“ Zeitschrift Sci Transl Med 6, 238ra69